Ständig wird in deutschen Großstädten über den Wohnraummangel geklagt, Politik und Wirtschaft überlegen und ringen medienwirksam, wie der Wohnungsneubau weiter angekurbelt werden könnte. Durch die Omnipräsenz des Themas Wohnen wird in der Öffentlichkeit eine andere, nicht zu unterschätzende Entwicklung im Immobilienbereich leider übersehen: Auch die Büroflächen werden knapp. In Berlin, München und Stuttgart bewegt sich die Leerstandsquote dem aktuellen ZIA-Frühjahrsgutachten zufolge zwischen 1,9 und 2,4 Prozent, das ist praktisch Vollvermietung. Auch Köln (4,0 Prozent) und Hamburg (4,4 Prozent) sind nicht weit von der Vollvermietung entfernt. Die sieben A-Städte insgesamt haben eine Leerstandsquote von 4,1 Prozent, ein Jahr zuvor betrug sie noch 5,0 Prozent.
Selbst in B-Städten wie Dresden ist der Markt teilweise so angespannt, dass Vermieter inzwischen Verlängerungsoptionen verweigern. Ist es eigentlich üblich, dass Unternehmen Büroflächen für beispielsweise fünf Jahre anmieten und eine Option auf weitere fünf Jahre erhalten, sagen einige Vermieter plötzlich: Fünf Jahre reichen, angesichts der steigenden Mieten will ich mich nicht zu lange festlegen. So knapp werden in einigen Regionen Mietflächen, und das ist für die dortige Wirtschaft eine ernste Bedrohung.
Nicht nur, weil Unternehmen nun höhere Mietpreise zahlen und auf Incentives verzichten müssen, die sie aus früheren Zeiten gewohnt waren. Vor einigen Jahren waren Vermieter froh, ihre Büroflächen überhaupt loszuwerden, da haben sie ihren Mietern aus Dankbarkeit noch den Umzug bezahlt, die ersten Monate mietfrei gegeben und auf Wunsch teure Glastrennwände eingebaut. Die Zeiten sind vorbei, die Stimmung beginnt sich zu drehen. Neuerdings kommt es vor, dass Mietern zugunsten anderer Mieter einfach gekündigt wird. Für Büromieter dürfte es angesichts der Flächenknappheit deutlich ungemütlicher werden – das alleine ist freilich noch kein großes Problem.